Freitag, 15. Oktober 2010
Sneak Preview: Goethes Der Zauberlehrling. Mit Zombies. Und Kettensäge(n)
Das Schild neben der Tür war unscheinbar. Es besagte: MedTech Genetics Inc., und Albert passiert es sieben Abende die Woche, seit nun mehr fünf Jahren. Im Gegensatz zu den meisten anderen Mitarbeitern verdiente Albert jedoch grade mal genug, um mit den Mieten für sein kleines, schäbiges Apartment nicht allzusehr im Rückstand zu sein. Er ging auf die sechzig zu und machte sich keine Illusionen mehr was finanziellen Freiraum und eine rosige, berufliche Zukunft betraf. Wie zur Bestätigung sah er auf die ID Karte mit seinem Foto hinab.

"A. Prentice, Reinigungsdienst, Mitarbeiternummer: 2.808-1749"

Er seufzte leise und zog die Karte durch das entsprechende Lesegerät neben der Tür. Ein leises Summen, gefolgt von einem Klicken ertönte und Albert betrat den von grellem Neonlicht erleuchteten Flur. Sein erster Weg führte ihn zu dem kleinen Abstellraum in dem scharf nach ätzenden Reinigern stank. Er befüllte seinen Wagen, schob den Mop in den Eimer und zog dann alles hinaus in den Flur. Nachdem er sich durch die ersten Büros gearbeitet hatte, hörte er Schritte. Er streckte seinen Kopf aus der Tür und erhaschte einen kurzen Blick auf einen jungen Mann der jene seltsame Mischung aus teurem Anzug und weißem Laborkittel trug, die ihn gleich doppelt als Besserverdiener identifzierte. Das waren die Kategorien in denen Albert dachte: Menschen die mehr verdienten als er, und Menschen die weniger verdienten als er, und das waren weiß Gott nicht viele. Lustlos lehnte er seinen Mop gegen die Wand und machte sich auf den Weg zum Getränkeautomaten um sich mit einem Rootbeer zu trösten. Dort angekommen kramte er in der Tasche seines blauen Overalls nach Kleingeld, und warf grunzend ein paar Münzen in den Schlitz. Einen Knopfdruck später, rollte die Dose mit einem dumpfen Rums aus dem Auswurf, was Alberts Blick zufällig auf etwas lenkte, das halb unter dem bunt beleuchteten Getränkeautomaten verborgen lag. Er bückte sich, fischte nach dem Ding und hielt wenige Augenblicke später, ein wenig erstaunt, eine ID Karte in der Hand. Er drehte sie zwischen den Fingern und las:

"W. Locke, M.D., Ph.D., Master Genetic Engineer, Mitarbeiternummer: 2.203-1832"

Albert ging ein Licht auf. Sollte der junge Mann von eben etwa Dr. Warren Locke persönlich gewesen sein? Wieder einmal erschien Albert die Welt mehr als Unfair. Das Gesicht auf dem Foto war mindestens um zwanzig Jahre jünger als seines, und strahlte jene selbstsichere Überlegenheit aus, wie sie nach Alberts Verständnis nur Kinder reicher Eltern erwerben konnten.

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